"Armutsprogramm" Scharfe Kritik an Ampelplänen für Heizung - auch aus dem Saarland
Berlin/Saarbrücken · Das Verbot der Errichtung neuer Gas- und Ölfeuerungsanlagen ab Anfang 2024 stößt trotz geplanter Ausnahmen und Übergangsregelungen auf scharfe Kritik der Opposition.
Trotz geplanter Ausnahme- und Übergangsregelungen wurde das Verbot der Neuinstallation von Gas- und Ölheizungen ab Anfang 2024 von der Opposition scharf kritisiert – auch in DeutschlandSaarland. „Die Hitzewelle an der Ampel wird für Millionen Hausbesitzer ein Chaos sein“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Jens Spahn am Sonntag zu dem Bild. Der Linke-Ost-Beauftragte Sören Pellmann sprach von einem "Verarmungsprogramm". Kritik kam auch von der Saar-CDU: Das Hin und Her um die Zukunft von Öl- und Gasheizungen mache die Bürger "maximal unruhig", sagte der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Marc Speicher. Wesentliche Fragen sind offen – etwa welche Finanzierung und Unterstützung es geben wird.
CSU-Generalsekretär Martin Huber warf der Ampelkoalition vor, "ein Brecheisen zum Klimaschutz einzusetzen".
An der Ampel wurde am Freitag vereinbart, dass ab dem 1. Januar jede neu installierte Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss.
Das Ende der Öl- und Gasheizung in Deutschland kommt mit dem Kompromiss der Ampelkoalition zum lange umstrittenen Gebäudeenergiegesetz. Allerdings enden die Fristen, weil Übergangs- und Ausnahmeregelungen getroffen werden müssen. Und der Markt wird es quasi über den Preis regeln, so die Berechnungen der Bundesregierung.
Was können Hausbesitzer generell tun?
Hausbesitzer haben eine Sorge weniger: Die ursprünglich geplante Austauschpflicht für funktionierende Öl- und Gasheizungen ist vom Tisch. Diese können nach dem 1. Januar 2024 weiterarbeiten und bei Ausfall sogar repariert werden. Generell gilt: Wer nach Ablauf dieser Frist eine Heizung installiert, muss darauf achten, dass diese zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie genutzt wird. Dies gilt sowohl für Neubauten als auch für Altbauten.
Und wenn nach 2024 eine Heizung ausfällt?
Im Havariefall, also wenn eine alte Öl- oder Gasheizung nicht mehr zu reparieren ist, sollten Hausbesitzer nicht wochenlang im Regen stehen, weil Wärmepumpen nicht kurzfristig lieferbar sind. So können Sie wieder einen Öl- oder Gasbrenner platzieren, was in der Regel deutlich schneller geht. Allerdings muss diese Heizung später ökologisch nachgerüstet werden, um die 65-Prozent-Vorgabe zu erfüllen. Hierfür ist eine Frist von drei Jahren vorgesehen. Beispielsweise wäre es möglich, die herkömmliche Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ergänzen.
Wird es in Zukunft eine Wärmepumpe?
NEIN. Die beteiligten Ministerien – Wirtschaft, Bau, Finanzen – betonen, dass Technikoffenheit vorhanden sei. Möglich ist beispielsweise auch die Nutzung von Solarthermie oder die Installation eines Hybridsystems aus Wärmepumpe und Gasheizung, wobei die Wärmepumpe die Grundversorgung übernimmt und an kalten Tagen die Gasheizung übernimmt. Auch andere Varianten sind möglich, wie z. B. elektrische Direktheizung, die Nutzung von Biomasse oder der Anschluss an ein Wärmenetz.
Ist Wasserstoff auch eine Alternative?
Das Heizen mit Wasserstoff dürfte den meisten Hausbesitzern schon wegen der derzeit hohen Anschaffungskosten nicht zusagen. Sogenannte H2-Ready Gasheizungen, die vollständig mit Wasserstoff betrieben werden
kann umgebaut werden, darf aber nach dem Gesetzentwurf eingebaut werden. Bedingung: Es muss ein verbindlicher Investitions- und Umbauplan für Wasserstoffnetze vorliegen und die Heizanlagen müssen bis 2030 mit mindestens 50 Prozent Biomethan und spätestens 2036 mit mindestens 65 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Experten warnen jedoch davor, dass H2-Ready Heizungen für die Verbrennung von reinem Wasserstoff noch aufwendig umgerüstet werden müssen.
Lohnt sich jetzt der Einbau einer neuen Gasheizung?
Wer unbedingt bei Heizöl und Gas bleiben will, kann auf die Idee kommen, noch vor dem 1. Januar nächsten Jahres einen neuen Brenner einbauen zu lassen. Das wäre erlaubt. Aber: Der steigende CO2-Preis im Bausektor dürfte das Heizen nur mit fossilen Brennstoffen bald sehr teuer machen. Und: Am 31.12.2044 wird ohnehin Schluss mit dem ausschließlichen Verbrennen von Öl und Gas, denn Deutschland will ab 2045 klimaneutral sein. Dann dürfen beim Heizen keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangen.
Welche Ausnahmen gibt es?
Wer im fortgeschrittenen Alter noch im eigenen Haus wohnt, kann sich ausrechnen, dass sich die Investition in eine umweltfreundliche Heizung kaum rechnet. Ganz zu schweigen von dem Aufwand, der gerade bei älteren Häusern mit einer Renovierung verbunden ist. Die Ampelkoalition hat festgelegt, dass Eigentümer über 80 Jahren nicht verpflichtet sind, auf nachhaltige Energie umzusteigen. Sollte Ihre bisherige Öl- oder Gasheizung ausfallen, kann diese durch eine baugleiche Heizung ersetzt werden. Allerdings: Wird die Immobilie geerbt oder verkauft, gilt das neue Recht – allerdings mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren. Auch für einkommensschwache Haushalte gibt es Härtefallregelungen.
Was ist mit der zugesagten Finanzierung?
Die Ampel verspricht, den Umstieg auf klimafreundliches Heizen finanziell zu unterstützen, um niemanden zu überfordern und den freiwilligen Umstieg zu fördern. Die Details, insbesondere die Höhe der Finanzierung, sind noch nicht bekannt. Für Altanlagen soll es laut Finanzministerium eine Art Abwrackprämie geben. Die Höhe könne sich danach richten, "wie alt und verschmutzt" die auszutauschende Heizungsanlage sei, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner der "Bild am Sonntag". Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin", wer knapp bei Kasse sei, solle "angemessen unterstützt" werden, damit er nicht überfordert werde. Solange Wärmepumpen noch teurer seien, sollten sie "auf den Preis einer Gasheizung reduziert werden".
Wie viele Heizungen müssen ersetzt werden?
Eine Menge. Derzeit werden mehr als 80 Prozent des Wärmebedarfs durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gedeckt. Von den rund 41 Millionen Haushalten in Deutschland wird fast die Hälfte mit Erdgas und fast jeder vierte mit Heizöl beheizt. Das sind 75 Prozent aller Haushalte. Zum Vergleich: Wärmepumpen machen laut Wirtschaftsministerium weniger als drei Prozent aus.
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